Hilfswerk Österreich und WIFO: Neue Pflege-Studie

Versorgungsmix in der Pflege und Betreuung: Mobile Dienste können Ausgabensteigerungen und Personalbedarf im Pflegesystem dämpfen.

Das Hilfswerk Österreich hat das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) mit einer Studie beauftragt, um unter anderem zu untersuchen, wie sich – fiktive – Verschiebungen im Versorgungsmix in Zukunft auf die Kostenentwicklung und den Personalbedarf auswirken können.

Pflege und Betreuung in Österreich heute

In Österreich werden derzeit 84 Prozent aller Pflegegeldbezieher/innen zu Hause gepflegt – 45 Prozent ausschließlich von Angehörigen (informelle Pflege), 32 Prozent unterstützt von mobilen Pflegediensten wie Hauskrankenpflege, Heimhilfe, mobile Therapie etc.. Eine 24-Stunden-Betreuung wird von fünf Prozent in Anspruch genommen. 2 Prozent nutzen teilstationäre Einrichtungen wie etwa Tageszentren, rund 16 Prozent werden stationär gepflegt. „Mobile Dienste ermöglichen über 30 Prozent der Pflegebedürftigen, die daheim betreut und gepflegt werden, den Verbleib im eigenen Zuhause. Und sie sind ausschlaggebend dafür, ob und wie pflegende Angehörige mit ihren Herausforderungen zurechtkommen“, sagt Othmar Karas, Präsident des Hilfswerk Österreich.

WIFO-Studie zum Versorgungsmix in der Pflege und Betreuung

Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen wird in den nächsten Jahren stark steigen und das österreichische Pflegesystem, das bereits heute an seine Grenzen stößt, vor große Herausforderungen stellen. Die neue Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) zeigt mittels Projektionsmethoden auf, wie Änderungen im Versorgungsmix die Kostenentwicklung und den Personalbedarf beeinflussen. Dabei ergibt sich ein klarer Trend: Nur Verschiebungen des Versorgungsmix in Richtung mobiler Dienste können die Ausgabensteigerungen und den Personalbedarf im Pflegesystem im Rahmen halten.

Hilfswerk fordert innovativen Ausbau mobiler Dienste

„Die WIFO-Studie zeigt aus Sicht des Hilfswerks, dass die Regierung mit der Absicht, die Pflege zu Hause stärken zu wollen, richtig liegt. Doch sie zeigt auch ganz klar, dass diese Stärkung nur im Zusammenhang mit einem forcierten Ausbau des Angebots an mobiler Pflege und Betreuung  erfolgen kann“, resümiert Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm. „Es ist höchste Zeit, langfristige Strategien für ein qualitatives, effizientes Pflegesystem zu entwickeln, das die Wünsche der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen im Fokus hat – und das gleichzeitig drängende Fragen wie jene der Personalknappheit angeht“, sagt Hilfswerk-Präsident Othmar Karas.

Das Hilfswerk Österreich fordert daher insbesondere:

  • einen forcierten und innovativen Ausbau der mobilen Dienste wie Hauskrankenpflege und Heimhilfe samt Förderung neuer Angebote wie einer flexiblen und leistbaren mehrstündigen Tagesbetreuung zu Hause,
  • mehr ergänzende Angebote zur gezielten Entlastung pflegender Angehöriger wie beispielsweise Kurzzeitpflege, spezifische Beratung und Begleitung zu Hause,
  • weniger Bürokratie und bessere Nutzung der Kompetenzen des Pflegefachpersonals,
  • eine wirksame und differenzierte Ausbildungsoffensive, die möglichst viele Interessierte an den unterschiedlichen Stationen ihrer Ausbildungs- und Berufsentwicklung „abholt“ (inkl. „Lückenschluss“ nach der Pflichtschule),
  • eine signifikante Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege, um die Verweildauer im Beruf zu erhöhen und Motivation sowie Resilienz zu stärken.

„Die bevorstehende demographische Entwicklung bringt Österreichs Pflegesystem unweigerlich an seine Grenzen. Wer nach Lösungen sucht, um eine Explosion der Kosten und eine weitere Verschärfung der Personalsituation zu verhindern, kommt um mobile Pflege- und Betreuungsdienste nicht herum. Nur eine Forcierung mobiler Dienste im Versorgungsmix kann den Kostenanstieg dämpfen und den Personalbedarf im Rahmen halten“, betont Othmar Karas abschließend. „Nun ist es an der Bundesregierung, diese Tatsache in der Ausgestaltung des ‚Masterplans Pflege’ entsprechend zu berücksichtigen.“

Weitere Informationen und Downloads unter www.hilfswerk.at