Hilfswerk zur 24-Stunden-Betreuung

„Mit Tests und Reisekorridoren kontrollierte Normalität herbeiführen!“

Betreuungskräfte wollen trotz Corona-Krise ihrer Arbeit nachgehen. Pflegebedürftige und Angehörige wünschen sich Unterstützung. Hürden bei der Ein- und Ausreise müssen rasch beseitigt werden. Die notwendigen Maßnahmen liegen auf der Hand.

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Als österreichischer Marktführer in der Hauskrankenpflege und Heimhilfe sowie als größter gemeinnütziger Anbieter von 24-Stunden-Betreuung – ausgezeichnet mit dem ÖQZ-Gütesiegel – weist das Hilfswerk einmal mehr auf die derzeit höchst unbefriedigende Situation in der 24-Stunden-Betreuung hin und mahnt dringend notwendige Maßnahmen betreffend die Ein- und Ausreise von Personenbetreuer/innen ein.

In der 24-Stunden-Betreuung werden rund 25.000 Österreicher/innen von Personenbetreuer/innen umsorgt, die im meist üblichen Turnus von 14 Tagen ihren Dienst in heimischen Haushalten versehen. Die rund 60.000 bei der Wirtschaftskammer registrierten selbständigen Personenbetreuer/innen stammen überwiegend aus Ost- und Südeuropa: insbesondere aus Rumänien, der Slowakei und Ungarn, aber auch aus Bulgarien oder Kroatien.

Die Corona-Pandemie hat in Österreich und anderen europäischen Staaten zu verschärften Einreisebestimmungen geführt, die sich derzeit hoch problematisch auf die Personalsituation in der 24-Stunden-Betreuung auswirken. „Der turnusmäßige Wechsel der Betreuungskräfte ist aktuell fast vollständig zum Erliegen gekommen. Das gefährdet die nachhaltige Stabilität der Versorgung“, zeigt sich Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich, besorgt. „Mit anerkannten Testverfahren und sicheren Reisekorridoren könnte man die Lage wirksam stabilisieren und kontrollierte Normalität herstellen“, ist Anselm überzeugt.

Sichere Reisekorridore statt Charterflüge!

Während die Einreise aus den unmittelbaren Nachbarstaaten wie der Slowakei oder Ungarn in der Regel kein Problem darstellt (Ausnahme: Tschechien), scheitern Betreuungskräfte aus Rumänien, Bulgarien oder Kroatien bei der Anreise an fehlenden Korridorverbindungen durch die Nachbarstaaten nach Österreich. „Charterflüge waren ein erster Schritt angesichts der schwierigen Situation. Aber als Lösung zur nachhaltigen Normalisierung der Lage werden sie wohl nicht dienen können“, meint Anselm. Wichtiger seien Reisekorridore auf dem Landweg. Diese Korridorlösungen müsse man zwischen den betroffenen Staaten ausverhandeln. Zugkorridore – wie zuletzt für Rumänien angedacht – oder Buskorridore nach dem Vorbild internationaler Liniendienste, allerdings mit entsprechenden Auflagen, seien notwendig. Buskorridore hätten den Vorteil, dass man besser auf die oft problematische Verkehrssituation in den Herkunftsländern reagieren könne und auch flexibler bezüglich des Bedarfs sei: „Für manche Betreuer/innen in Rumänien oder Bulgarien ist es gar nicht so leicht, aus ihrer Gemeinde in die Hauptstadt bzw. zu den Flughäfen oder zentralen Bahnhöfen zu kommen“, erläutert Anselm.

Anerkannte Testverfahren statt Quarantäne!

Bestmögliche Sicherheit bezüglich Infektionsfreiheit könne man laut Hilfswerk am unkompliziertesten herstellen, wenn Personenbetreuer/innen in ihrem Heimatland, wie beispielsweise in der Slowakei oder in Bulgarien, einen CoVid-19-Test durchführen lassen, der zum Zeitpunkt der Ausreise bzw. Einreise nach Österreich nicht älter als vier Tage sein sollte. So würden nur Personenbetreuer/innen anreisen, die ein entsprechendes Testergebnis vorweisen können und direkt zum Betreuungshaushalt weiterfahren könnten. Für Personenbetreuer/innen, die in ihrem Heimatland kaum Zugang zu einem Test haben, wie etwa jene aus Rumänien oder Kroatien, sollte man in Österreich Möglichkeiten schaffen, sich unmittelbar nach der Einreise einem Test zu unterziehen, damit sie anschließend zu ihrem Betreuungshaushalt weiterreisen können.

In einigen Bundesländern seien, meist auf Initiative der Wirtschaftskammern, bereits erste Test-Stationen geschaffen worden, deren Kapazitäten noch aufgestockt werden müssten. Weitere Teststationen sollten auch in anderen Bundesländern bzw. in guter Erreichbarkeit nach den relevanten Grenzübertritten eingerichtet werden. Außerdem sei die Frage der Kosten für den Test und gegebenenfalls den Tagsaufenthalt bzw. die Nächtigung an der Teststation (meist Hotels) zu klären. „Oft wird vergessen, dass die Betreuer/innen auch für die Rückreise einen Test benötigen, damit sie nicht bei der Einreise in ihr Heimatland in Quarantäne müssen. Diese österreichischen Tests müssen in den Herkunftsländern unbedingt anerkannt werden“, meint Anselm. Ebenso zu klären seien die Kosten für eine allfällige Isolation, sollten eingereiste Personenbetreuer/innen in Österreich positiv auf CoVid-19 getestet werden.

Klärung der Kosten für Mehraufwand notwendig

Mit den Kosten für die Tests und die notwendigen Aufenthalte an der Teststation dürfe man die Personenbetreuer/innen und pflegebedürftigen Menschen laut Hilfswerk nicht alleine lassen. „Der Bund hat den Ländern 100 Millionen Euro in einem Pflegepaket zur Verfügung gestellt. Dessen Ziel ist die Absicherung der Pflege und Betreuung zu Hause sowie die Stabilisierung der Lage in der 24-Stunden-Betreuung. Aus diesen Mitteln sollte die Übernahme der Kosten erfolgen“, meint Anselm. Wesentlich teurere Lösungen, wie etwa der Umzug pflegebedürftiger Menschen in Ersatzquartiere, würden bis dato kaum in Anspruch genommen. „Ich kenne keinen einzigen Fall“, sagt Anselm. Die meisten Menschen seien gebrechlich, viele auch von Demenz betroffen. Ein Umzug sei belastend. Die Familien würden alles versuchen, um einen Verbleib der Pflegebedürftigen zu Hause zu ermöglichen. „Es liegt eigentlich auf der Hand, dass die Mittel aus dem Pflegepaket gut in die CoVid-19-Tests samt Kurzaufenthalten der Personenbetreuer/innen investiert wären“, meint Anselm abschließend.

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